EuGH-Urteil aus Dänemark: Sprache nicht einziger Integrationsfaktor!

Der aktuelle Fall (C-279/21) verweist auf ein Urteil, bei dem der EuGH gegen das dänische Gericht entschieden hat. Es geht um eine türkische Staatsangehörige, deren Ehemann und Kinder in Dänemark leben und in die Schule gehen). Nun soll die Ehefrau nach 35 Jahren in Dänemark eine Sprachprüfung ablegen.

Der EuGH beruft sich in seinem Urteil auf andere Integrationsfaktoren als eine Sprachprüfung und verweisen auf den Lebensmittelpunkt von Ehemann und Kindern in Dänemark. Dies wäre auch als Integrationsfaktor der Ehefrau zu werten, meint der EuGH.

Hier ist auf das Assoziierungsabkommen der EU mit der Türkei zu verweisen, dass keine Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit vorsieht.

Das Urteil lautet wiefolgt:

Article 13 of Decision No 1/80 of the Association Council of 19 September 1980 on the development of the association between the European Economic Community and Turkey,

must be interpreted as meaning that national legislation, introduced after the entry into force of that decision in the Member State concerned, which makes family reunification between a Turkish worker residing legally in that Member State and his or her spouse subject to the condition that that worker has successfully taken a test demonstrating a certain level of knowledge of the official language of that Member State, constitutes a ‘new restriction’ within the meaning of that provision. Such a restriction cannot be justified by the objective of ensuring successful integration of that spouse, since that legislation does not allow the competent authorities to take account either of the spouse’s own ability to integrate or of factors, other than successfully taking such a test, demonstrating the effective integration of that worker in the Member State concerned and, therefore, his or her ability to help his or her spouse integrate into that Member State.

Der Zugang zum Urteil läuft über folgenden Link:  https://aeur.eu/f/4rw

Veröffentlicht unter Aktivitäten des Netzwerk-SR & seiner Mitglieder, Aktivitäten von Anderen, Fallbeispiele, Gesetzliche Grundlagen | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für EuGH-Urteil aus Dänemark: Sprache nicht einziger Integrationsfaktor!

Interessantes aus Deutschland

Artikel im Stern vom 26.10.2022

Strafarbeit für Drittklässlerin, die auf dem Schulhof Türkisch sprach, war rechtswidrig

Weil sie in der Pause mit einer Mitschülerin Türkisch gesprochen hatte, wurde ein Mädchen in Baden-Württemberg zu einer Strafarbeit verdonnert. Die Familie reichte Klage gegen die Schulbehörde ein, beide Seiten haben sich nun geeinigt. […]”

https://www.stern.de/gesellschaft/strafarbeit-fuer-schuelerin–die-tuerkisch-sprach–war-rechtswidrig-32851394.html

Veröffentlicht unter Aktivitäten des Netzwerk-SR & seiner Mitglieder, Aktivitäten von Anderen, Fallbeispiele | Verschlagwortet mit , , | Kommentare deaktiviert für Interessantes aus Deutschland

Sprachenverbote in Niederösterreichs Schulen – Stellungnahme zu Aussagen von Bundesminister Polaschek

Das Netzwerk SprachenRechte übermittelt Herrn Bundesminister Polaschek gemeinsam mit dem ÖDAF (Österreichischer Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache) eine Stellungnahme zu seiner Reaktion auf die Verpflichtung zur Pausensprache Deutsch im ÖVP-FPÖ Arbeitsübereinkommen in Niederösterreich (Ö1 Mittagsjournal vom 21. März 2023).

Das Schreiben geht auch an den Generalsekretär, die Kabinettchefin und die Sektionschefinnen und Sektionschefs des BMBWF, an die Bildungsdirektor:innen in ganz Österreich, an die Bildungssprecher:innen der im Parlament vertretenen Parteien und an Institutionen der Sozialpartnerschaft sowie an zahlreiche Journalist:innen. 

Veröffentlicht unter Aktivitäten des Netzwerk-SR & seiner Mitglieder, Aktivitäten von Anderen, Stellungnahmen, Verbände | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Sprachenverbote in Niederösterreichs Schulen – Stellungnahme zu Aussagen von Bundesminister Polaschek

Kommentar zur Evaluation der Implementierung des Deutschfördermodells

Die längst überfällige Evaluation der Implementierung des Deutschfördermodells an den Schulen Österreichs wurde vom Bundesministerum für Bildung, Wissenschaft und Forschung Ende 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (hier nachzulesen).

Grundsätzlich bestätigt der Bericht unsere schon lange geäußerten Bedenken zur Unzulänglichkeit von MIKA-D resp. der gefährlichen Willkür in Zusammenhang mit dieser Form der Testung (hier nachzulesen) wie auch der Deutschförderkurse, die das Netzwerk abzuschaffen fordert (hier nachzulesen). Die Frage stellt sich nun, ob und wie die Politik auf diese Kritik reagieren wird, die von den meisten im Bildungsbereich tätigen Organisationen und Initiativen geteilt wird.

Wir werden mit Argusaugen auf die weiteren Entwicklungen schauen!

Veröffentlicht unter Interventionen, Stellungnahmen | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für Kommentar zur Evaluation der Implementierung des Deutschfördermodells

Vorträge der Tagung “Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von DaZ” auf Video

Rund 160 TeilnehmerInnen aus dem gesamten europäischen Raum trafen am 18. und 19. Februar 2022 mehr als 30 ausgewiesene ExpertInnen, um die Sinnhaftigkeit, Qualität und Funktion von Deutsch-als-Zweitsprache-Tests zu beleuchten.

Die Inputs der vier Keynote Speaker von Freitag können hier nachgesehen werden:
Anja Wildemann, Professorin an der Universität Koblenz/Landau, stellte in ihrem Vortrag über Bildungsgerechtigkeit fest, dass die gängigen Diagnoseverfahren nicht geeignet sind, mehrsprachige Kompetenzen abzubilden. Grundsätzlich sollten Diagnoseinstrumente nicht der Selektion und Ausgrenzung dienen.

Udo Ohm, Professor für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Universität Bielefeld zeigte die weitreichenden sozialen, bildungspraktischen und rechtlichen Folgen von Deutschtests auf, die nur vermeintlich objektiv seien und daher ethisch fragwürdig.

Marion Döll, HS-Professorin an der Pädagogischen Hochschule OÖ, thematisierte, wie kritisch die Regulierung von Zugängen anhand von Sprachtests sei: Der bildungspolitische Diskurs ist abgekoppelt vom wissenschaftlichen Diskurs zu Sprachtests.

Martin Reisigl, Diskursforscher an der Universität Wien, bezeichnete die Folgen von Deutschtests für SchülerInnen mit nicht-deutscher Erstsprache als unmittelbar und längerfristig „fatal“ und forderte ein, dass die Medien die Unverhältnismäßigkeit von Deutschtests stärker im Blick haben sollten.

Am Samstag wurde in Workshops zu 12 verschiedenen Themenbereichen gearbeitet.
Die Tagung wurde ausgerichtet vom Netzwerk SprachenRechte in Kooperation mit der Universität Wien, der KPH Wien/Krems und dem Österreichischen Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache.
Die wegweisenden Ergebnisse der hochkarätig besetzten Tagung wurden vom Netzwerk SprachenRechte in sechs konkreten Forderungen zusammengefasst.

Veröffentlicht unter Aktivitäten des Netzwerk-SR & seiner Mitglieder, Veranstaltungen | Verschlagwortet mit , | Kommentare deaktiviert für Vorträge der Tagung “Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von DaZ” auf Video