Keine Sprachengerechtigkeit – Eine Erinnerung zum Europäischen Tag der Sprachen am 26.09.2021

Recht auf Mehrsprachigkeit und Sprachenfreiheit:
Jeder Mensch hat das Recht, mehrere Sprachen seiner Wahl zu erlernen und zu gebrauchen.

Am 26. September feiert Europa mit dem „Europäischen Tag der Sprachen“ wieder seine seine Mehrsprachigkeit.

Das Netzwerk SprachenRechte erinnert aus diesem Anlass an die nach wie vor in Europa, auch in Österreich herrschende Sprachenungerechtigkeit:

Während EU-Bürgerinnen und Bürger innerhalb der EU Sprachenfreiheit genießen, haben Bürger*innen aus sogenannten Drittstaaten und Geflüchtete bei uns keine Sprachenrechte: Kinder werden, auch wenn sie drei oder vier Sprachen sprechen, ohne Deutschprüfung nicht einmal als schulreif betrachtet, erst recht gilt für Erwachsene, dass ihre Familiensprachen diskriminiert werden und ihnen ohne Deutschprüfung manchmal sogar Wohnraum versagt wird (vgl. etwa die OÖ-Wohnbauförderung-Deutschkenntnis-Verordnung 2020)

In welche Sprachwelt wir hineingeboren werden, das kann sich kein Mensch aussuchen.

Schon deshalb darf keine Sprache mehr oder weniger wert sein ans eine andere. Sprachenfreiheit ist deshalb ein wichtiges Menschenrecht.

Das Netzwerk SprachenRechte fordert zum Europäischen Tag der Sprachen erneut, die Gleichwertigkeit aller Sprachen festzustellen und die Förderung des Deutscherwerbs durch eine gleichrangige Anerkennung und Förderung diverser Familiensprachen zu ergänzen.

Wenn wir das Ziel der Sprachenpolitik der Europäischen Union, die Mehrsprachigkeit für alle nach der Formel „Muttersprache plus mindestens zwei Fremdsprachen für alle“, also auch für alle Grund- und Hauptschülerinnen und -schüler, wirklich umsetzen, lässt sich auch für Migrantinnen und Migranten und ihre Kinder die leidige Alternative „Familiensprache ODER Deutsch“, endlich überwinden. Mit drei Sprachen, der Familiensprache, Deutsch als notwendiger Kommunikationssprache und einer weiteren Sprache, z.B. Englisch oder einer Nachbarsprache von Anfang an wären viele Konflikte aus dem Weg geräumt. Und die soziale Spaltung der Gesellschaft in Schulen mit einem Elitesprachangebot auf der einen Seite, und solche mit einem Migrantensprachangebot auf der anderen Seite könnte vielleicht verhindert werden.

Hans-Jürgen Krumm für das Netzwerk SprachenRechte

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