Jane-Mohammed

Über Wirkung und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen von Vorurteilen im Bildungswesen informiert Sie das Netzwerk SprachenRechte:

Warnung: Dieses satirische Video zeigt, wie leicht ein fremder Name und das (vermeintliche) Wissen über eine fremde Herkunft dazu verführen, andere Menschen zu schubladisieren und auf Grund von (oftmals falschen) Vorstellungen ihre jeweiligen Fähigkeiten gar nicht richtig wahrzunehmen. Die Unterscheidung „wir“ – „die anderen“ prägt die Vorstellung über Zugewanderte und Geflüchtete und produziert Missverständnisse und Konflikte.

Richtige Anwendung:

Oftmals sind Kinder im Bildungswesen durch ihren Namen, ihre Herkunft, ihre Sprachen und ihr Aussehen von Anfang an als „fremd“, als nicht dazugehörig markiert. Von „institutioneller Diskriminierung“ sprechen wir, wenn das zu regelhaften Benachteiligungen führt, etwa der Zuweisung zu einem Deutschtest, in dem unter Prüfungsbedingungen auch deutschsprachige Kinder Fehler machen würden. Das Etikett „nichtdeutsche Herkunftssprache“ sagt ja eigentlich nicht, welche Rolle die deutsche Sprache im Leben einer Familie spielt. In Österreich gilt ein sechsjähriges Kind, selbst wenn es sich in zwei oder drei oder vier Sprachen ausdrücken kann, im Deutschtest aber durchfällt, als nicht schulreif. Durch diese Defizit-Zuschreibung werden Kinder mit anderen Erstsprachen als Deutsch oft von vornherein als unzureichend gekennzeichnet, ehe sie mit dem Lernen richtig angefangen haben. Bildungsgerechtigkeit wird verhindert, wenn Kindern gleich zu Beginn ihrer Schullaufbahn ein Attribut zugeschrieben wird, gegen das sie ihr ganzes weiteres Leben mit mehr oder weniger Erfolg werden ankämpfen müssen und das den Beginn des Bildungsweges mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem vernichtenden Gefühl der Scham belegt, bei Kindern wie auch bei Eltern. Aus diesem Gefühl entsteht selten Neugierde und Freude am Lernen, sondern vielmehr Rückzug und Ablehnung. Sprachen und Herkunft sind oft Ursache von Diskriminierungen. Ein Grund dafür, Menschen zu „Anderen“ zu machen ist, dass manche Menschen vor Unbekanntem Angst und Unsicherheit verspüren und mit Vorurteilen reagieren, die durch Politik und soziale Medien manchmal verstärkt und zur Spaltung der Gesellschaft in „wir“ und „die anderen“ genutzt werden.

Eine Vorbeugung gegen Vorurteile ist deshalb wichtig. Dazu gehört, sich mit dem Unbekannten, Fremden vertraut zu machen und den eigenen wie den gesellschaftlichen Unsicherheiten und Ängsten bewusst zu begegnen. Ein erster Schritt, Vorurteilen entgegenzuwirken ist, wie in dem Video anschaulich gemacht, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Aber auch ein Faktencheck, wie ihn die UNO-Flüchtlingshilfe und die Plattform Migration für allgemeine Aspekte anbieten, kann hilfreich sein:

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/faktencheck,

http://www.plattform-migration.at/index.php?id=342.

Im pädagogischen Kontext helfen Portfolios, auch Sprachenportfolios, mehr darüber zu erfahren, wer und wie die Kinder sind und was sie, auch wenn sie nicht so gut Deutsch sprechen, mitbringen. Der Einsatz von psycho-sozialen Fachkräften an der Schule kann dazu beitragen, Spannungen, die durch Unsicherheiten und Ängsten entstehen, abzubauen. Der Blick auf das Gemeinsame befördert den  Abbau von Vorurteilen und gelingt durch ein bewusst gestaltetes gemeinsames Leben, Arbeiten und Lernen, bei Erwachsenen ebenso wie in der Schule. Separierung befördert dagegen Gegensätze und stärkt Vorurteile. Die Förderung und Nutzung von Mehrsprachigkeit durch die Aufwertung ALLER Sprachen, die Migrant*innen und Geflüchtete sprechen, sind weitere Möglichkeiten, Verständigung statt Vorurteile zu fördern.

Weitere Informationen:

Anke Wegner& ?nci Dirim (Hrsg.): Mehrsprachigkeit und Bildungsgerechtigkeit. Verlag B. Budrich: Opladen/ Berlin/ Toronto 2016, besonders der Beitrag von Sven Oleschko & Zuzanna Lewandowska (69-84).

TAGUNG Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von Deutsch als Zweitsprache. 18. und 19.2.2022

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Deutsch

Über Wirkung und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen von Deutschkenntnissen für die Integration am Arbeitsmarkt informiert Sie das Netzwerk SprachenRechte:

Warnung:

Dieses satirische Video soll Zweifel an den verordneten Deutschkursen im Rahmen des Integrationsgesetzes anregen. Druck, Zwang und Sanktionen sind nicht lernfördernd. Beim Deutschlernen muss es von Gesetzes wegen schnell gehen, denn sonst drohen Verwaltungsstrafen oder eine Reduktion von Sozialleistungen. Man lernt nicht das Deutsch, das man im Alltag braucht, sondern man lernt für die Prüfung. Von deren Bestehen hängt alles ab!

Richtige Anwendung:

Dass Deutschkenntnisse für alle Menschen, die in Österreich leben und arbeiten, wichtig sind, versteht sich von selbst. Auch Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete wollen in der Regel Deutsch lernen, um teilhaben zu können und ihren Platz in der österreichischen Gesellschaft zu finden.

Die Wissenschaft weiß recht gut, wie ein solcher Spracherwerb gut gelingt: Am besten, wenn man sich im neuen Land sicher fühlt und Perspektiven hat, die Sprachkenntnisse auch anwenden zu können, die anderen Sorgen (eine Wohnung und Arbeit haben, Sorgen um die Familie) nicht so groß sind und das Lernen mit der Arbeit, mit der Kinderbetreuung etc. gut vereinbar ist. Besonders leicht lernt man Deutsch im Gebrauch, wenn man mit anderen Menschen sprechen, von ihnen lernen kann. Dagegen sind Druck, Zwang und Sanktionen nicht lernfördernd.

Das Integrationsgesetz erschwert es deshalb in vielen Fällen, Deutsch zu lernen: Es muss schnell gehen, sonst drohen Verlust der Aufenthaltsberechtigung oder Verwaltungsstrafen, es geht nicht darum, dass man das für den Alltag und den Arbeitsplatz wichtige Deutsch lernt, sondern um den Besuch von Einheitskursen für alle, unabhängig von der Lebens- und Arbeitssituation, und vor allem geht es um das Bestehen der Sprachprüfung. Von der hängt alles ab. Auf diesen Widerspruch macht Severin Groebner mit seine Satire aufmerksam: Ein hilfreicher Integrations-Deutschkurs sollte auf die Lebenssituation der Menschen zugeschnitten sein, sollte Begegnung mit Menschen am Arbeitsplatz und in der Wohngegend ermöglichen und Perspektiven eröffnen. Die starre Reihenfolge ‚erst Deutsch – dann Integration‘ ist falsch, das Deutschlernen sollte den Integrationsprozess über einen längeren Zeitraum begleiten, und er sollte nicht auf eine Prüfung zugeschnitten sein, sondern unterschiedliche Schwerpunkte je nach Lebenssituation enthalten, für Eltern mit schulpflichtigen Kindern sind andere Themen wichtig als für diejenigen, die eine Lehre machen oder am Arbeitsplatz mit Menschen zusammentreffen, die Dialekt sprechen. Vor allem aber: Deutschlernen neben Familie und Beruf in einer neuen Umgebung, dafür braucht es Zeit. Nicht jeder Mensch lernt, nachdem die Schulzeit lange zurückliegt, gleich gut und gleich schnell.

Weitere Informationen:

Verena Plutzar & Nadja Kerschhofer-Puhalo (Hrsg): Nachhaltige Sprachförderung. Studien Verlag: Innsbruck/Wien/ Bozen 2009.

TAGUNG Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von Deutsch als Zweitsprache. 18. und 19.2.2022

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Österreichliebe

Über Wirkung und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen von zu starker Österreichliebe informiert Sie das Netzwerk SprachenRechte:

Warnung: Dieses satirische Video macht den Widerspruch zwischen den Erwartungen der Einwanderungsgesellschaft und dem Alltag, der Zugewanderten in Österreich begegnet, deutlich. Für Migrant*innen und Geflüchtete gibt es zahlreiche Barrieren: Sprach- und Werteprüfungen (wer sie nicht rechtzeitig schafft, muss eine Verwaltungsstrafe zahlen oder erhält keine Aufenthaltsbewilligung), Diskriminierungen und stark eingeschränkte Rechte, sie treffen auf viele Vorurteile – und sollen trotzdem „Österreichliebe“ entwickeln, sich in Kursen „österreichische Werte“ zu eigen machen, die für sie selbst oft nicht gelten.

Richtige Anwendung: Um sich in einem Land zuhause zu fühlen, bedarf es der Möglichkeit, sich als sozial und rechtlich gleichwertig zu erfahren, teilzuhaben an der Gesellschaft, und zwar nicht erst nach Sprachprüfungen und einer Wartezeit von mindestens 10 Jahren auf die Staatsbürgerschaft, sondern mit den Fähigkeiten und Erfahrungen, die man mitbringt, die eigene Familiensprache eingeschlossen. Integration (so lässt sich „Österreichliebe“ vielleicht in den heutigen Diskurs übersetzen) erfordert, dass die Aufnahmegesellschaft eine Bleibeperspektive gibt, Zugang zu Sozialleistungen, zu Wohnraum und Arbeitsmarkt. Es bedarf also einer Willkommens- und Anerkennungskultur (und damit ist auch die Anerkennung von mitgebrachten Qualifikationen gemeint) aufseiten der Aufnahmegesellschaft. Ohne Wertschätzung und Sicherheit ist es schwer für Menschen, die viel hinter sich lassen mussten, offen zu sein für die neue Sprache, die anderen ‚Werte‘ der neuen Gesellschaft. Das heißt, es braucht tatsächlich beides, die Bereitschaft der Aufnahmegesellschaft zur Wertschätzung und Anerkennung und die Öffnung der Zugewanderten für die neue Gesellschaft. Das bedeutet, dass Integration nicht mit Hilfe von Sanktionen und Deutschzwang gelingt, sondern mit Hilfe von Förderung und Anreizen, vor allem aber durch das Angebot der Teilhabe von Anfang an. In der Diskussion gibt es zahlreiche Vorschläge: die Förderung von gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit, so dass Migrant*innen für das Verstehen der Aufnahmegesellschaft jene Sprachen, die sie gut beherrschen, nutzen können, ein zumindest kommunales Wahlrecht ähnlich wie für EU-Bürger*innen, was auch Migrant*innen eine Stimme gibt, Incentives für das Erlernen der deutschen Sprache, etwa eine Verkürzung der Fristen für dauerhaften Aufenthalt und Staatsbürgerschaft, oder auch für in Österreich geborene Kinder und Jugendliche eine doppelte Staatsangehörigkeit als starkes Signal der Zugehörigkeit.

Weitere Informationen:

Frank Gesemann, Iris Nentwig-Gesemann, Alexander Seidel & Bastian Walther (Hrsg): Engagement für Integration und Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft. Springer: Wiesbaden 2020.

TAGUNG Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von Deutsch als Zweitsprache. 18. und 19.2.2022

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Tagung Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von Deutsch als Zweitsprache

18./19. Februar 2022

Das Messen, Bewerten und Prüfen von Kenntnissen des Deutschen als Zweitsprache hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. In Kindergärten und Schulen bestimmen zunehmend sprachliche Testungen den pädagogischen Alltag und die weiteren Zukunftsperspektiven von Kindern. Als Gate-Keeping Instrumente entscheiden Deutschprüfungen schon seit 2005 über die Aufenthaltserlaubnis von Migrant*innen und seit 2019 auch über den Empfang von Sozialhilfe.

Diese herausragende Bedeutung von Sprachtestungen in der Integrations- und Bildungspolitik und ihre existenziellen Konsequenzen für Getestete geben Anlass, sich mit den Funktionsweisen und Wirkungen von Tests kritisch auseinanderzusetzen. Im Rahmen eines interinstitutionell ausgerichteten Symposiums werden nicht nur wissenschaftliche Perspektiven, sondern auch Erfahrungen aus der Umsetzungspraxis eingeholt und miteinander in Beziehung gesetzt.

Weitere Informationen und Anmeldung:
https://tagung-sprachenrechte.univie.ac.at

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Sprachen-Unrecht im Oberösterreichischen Regierungsprogramm

Im Oberösterreichischen Regierungsprogramm werden 2021 erneut – wieder einmal und wider besseren Wissens – Deutschkenntnisse zu Unrecht als Voraussetzungen für den Bezug von Sozialleistungen bzw. Landesfördermittel beschrieben und die Empfehlung formuliert, Deutsch als „Schul- und Pausensprache“ in die Hausordnungen der oberösterreichischen Schulen aufzunehmen.

Das Netzwerk SprachenRechte hat dazu eine Presseaussendung gemacht: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211108_OTS0035/wird-sprachen-unrecht-in-oberoesterreich-regierungsprogramm

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