Deutsch

Über Wirkung und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen von Deutschkenntnissen für die Integration am Arbeitsmarkt informiert Sie das Netzwerk SprachenRechte:

Warnung:

Dieses satirische Video soll Zweifel an den verordneten Deutschkursen im Rahmen des Integrationsgesetzes anregen. Druck, Zwang und Sanktionen sind nicht lernfördernd. Beim Deutschlernen muss es von Gesetzes wegen schnell gehen, denn sonst drohen Verwaltungsstrafen oder eine Reduktion von Sozialleistungen. Man lernt nicht das Deutsch, das man im Alltag braucht, sondern man lernt für die Prüfung. Von deren Bestehen hängt alles ab!

Richtige Anwendung:

Dass Deutschkenntnisse für alle Menschen, die in Österreich leben und arbeiten, wichtig sind, versteht sich von selbst. Auch Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete wollen in der Regel Deutsch lernen, um teilhaben zu können und ihren Platz in der österreichischen Gesellschaft zu finden.

Die Wissenschaft weiß recht gut, wie ein solcher Spracherwerb gut gelingt: Am besten, wenn man sich im neuen Land sicher fühlt und Perspektiven hat, die Sprachkenntnisse auch anwenden zu können, die anderen Sorgen (eine Wohnung und Arbeit haben, Sorgen um die Familie) nicht so groß sind und das Lernen mit der Arbeit, mit der Kinderbetreuung etc. gut vereinbar ist. Besonders leicht lernt man Deutsch im Gebrauch, wenn man mit anderen Menschen sprechen, von ihnen lernen kann. Dagegen sind Druck, Zwang und Sanktionen nicht lernfördernd.

Das Integrationsgesetz erschwert es deshalb in vielen Fällen, Deutsch zu lernen: Es muss schnell gehen, sonst drohen Verlust der Aufenthaltsberechtigung oder Verwaltungsstrafen, es geht nicht darum, dass man das für den Alltag und den Arbeitsplatz wichtige Deutsch lernt, sondern um den Besuch von Einheitskursen für alle, unabhängig von der Lebens- und Arbeitssituation, und vor allem geht es um das Bestehen der Sprachprüfung. Von der hängt alles ab. Auf diesen Widerspruch macht Severin Groebner mit seine Satire aufmerksam: Ein hilfreicher Integrations-Deutschkurs sollte auf die Lebenssituation der Menschen zugeschnitten sein, sollte Begegnung mit Menschen am Arbeitsplatz und in der Wohngegend ermöglichen und Perspektiven eröffnen. Die starre Reihenfolge ‚erst Deutsch – dann Integration‘ ist falsch, das Deutschlernen sollte den Integrationsprozess über einen längeren Zeitraum begleiten, und er sollte nicht auf eine Prüfung zugeschnitten sein, sondern unterschiedliche Schwerpunkte je nach Lebenssituation enthalten, für Eltern mit schulpflichtigen Kindern sind andere Themen wichtig als für diejenigen, die eine Lehre machen oder am Arbeitsplatz mit Menschen zusammentreffen, die Dialekt sprechen. Vor allem aber: Deutschlernen neben Familie und Beruf in einer neuen Umgebung, dafür braucht es Zeit. Nicht jeder Mensch lernt, nachdem die Schulzeit lange zurückliegt, gleich gut und gleich schnell.

Weitere Informationen:

Verena Plutzar & Nadja Kerschhofer-Puhalo (Hrsg): Nachhaltige Sprachförderung. Studien Verlag: Innsbruck/Wien/ Bozen 2009.

TAGUNG Messen – Bewerten – Prüfen im Kontext von Deutsch als Zweitsprache. 18. und 19.2.2022

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