Bei der Regierungsklausur im März 2015 in Krems wurde besprochen, Kinder mit “fehlenden oder mangelnden Deutschkenntnissen” in eigenen – vorbereitenden – Klassen zu unterrichten bevor sie am Regelunterricht teilnehmen dürfen (siehe Bericht im Standard vom 24.3.2015 und Interview mit Ministerin Heinisch-Hosek vom 26.3.2015).
Daran üben Sprach- und BildungswissenschafterInnen heftige Kritik! Sie warnen davor, Kinder mit geringen Deutschkenntnissen in eigenen Klassen zu unterrichten! Wenn Integration gefördert werden soll, kann dies nicht durch Segregation geschehen! Statt den Sprachenreichtum dieser mehrsprachigen Kinder zu sehen und zu unterstützen, werden Kindern mit anderen Erstsprachen als Deutsch automatisch “Sprachdefizite” unterstellt und für jene gesonderte Klassen empfohlen.
Anstatt sich mit den Prinzipien des Spracherwerbs zu beschäftigen, die neben einer langfristigen zeitlichen Perspektive vor allem eine breite Palette von Angeboten (abgestimmt auf die Kenntnisse und Ressourcen der Lernenden) empfehlen, wird billiger Populismus vorgeschlagen, der Aktion suggeriert anstatt sinnvolle Unterstützung zu ermöglichen. Dabei ist es scheinbar einfach verständlich, dass Sprachenlernen am besten dort funktioniert, wo Begegnung stattfindet – und wenn diese Begegnung der (noch) nicht-deutschsprachigen und deutschsprachigen SchülerInnen verhindert wird, verhindert dies auch erfolgreiches Deutschlernen!
Das Netzwerk SprachenRechte fordert daher (wie auch schon in der Stellungnahme zum Regierungsprogramm 2013-2018):
a) integrierten Unterricht in möglichst kleinen Klassen für alle Kinder, mit dafür qualifizierten Lehrkräfte
b) muttersprachlichen Unterricht (in anderen Erstsprachen als Deutsch), der mit dem allgemeinen Unterricht koordiniert stattfindet
c) zusätzliche, ergänzende Sprachförderung für Kinder mit besonderem Bedarf.
Angstfreies Lernen wird weder durch die Androhung von Absonderung noch durch ebenfalls angesprochene Strafen für Eltern erreicht! SchülerInnen in herausfordernden Situationen bedürfen besonderer Unterstützung, sowohl durch fachlich kompetente PädagogInnen wie auch durch MitschülerInnen, die wichtige soziale Kontakte darstellen.
Stellungnahme zum Regierungsprogramm 2013-2018 des Netzwerks SprachenRechte
“Auf die Idee kommt hoffentlich niemand!” – Erziehungswissenschafter Günter Haider im Interview am 25.3.2015